Das Leere Grab2024

Songea, Tansania. Der junge Anwalt John Mbano hat eine Mission. Sein Urgroßvater Songea Mbano, ein Anführer der WaNogni, wurde 1906 von der deutschen „Kaiserlichen Schutztruppe“ hingerichtet. Sein Kopf wurde aus dem Grab geholt und in einer Kiste mit dem Schiff nach Deutschland gebracht – für rassistische Forschungszwecke. Der Schmerz darüber quält die Familie Mbano bis heute. Der Schädel von Songea Mbano muss nach Hause geholt werden, damit die Seele des Ahnen zur Ruhe kommt und die Familie Frieden findet.

John und dessen Ehefrau Cesilia begeben sich auf eine Reise, die ihr Leben verändert. Ihre Recherche und die Hartnäckigkeit der beiden münden in einer mutigen Entscheidung: Sie reisen nach Berlin, um selbst nach den menschlichen Gebeinen des Urgroßvaters zu suchen. In Berlin tun sie sich mit den Aktivisten Mnyaka Sururu Mboro und Konradin Kunze zusammen, die ihrerseits engagiert dafür eintreten, dass Deutschland sich der eigenen Kolonialgeschichte stellt.

Für John und Cesilia folgt eine Achterbahn aus Hoffnung, Erfolgen und immer wieder Enttäuschungen. Nicht mal der historische Besuch des deutschen Bundespräsidenten in ihrer Heimatstadt Songea bringt den gestohlenen Ahnen nach Hause. Doch die Mbanos geben nicht auf.

Im Norden Tansanias ist eine andere Familie erfüllt von ganz neuer Hoffnung: Die Familie Kaaya erfährt, dass die Gebeine ihres Urgroßvaters in einem Museum in New York gefunden wurden. Was die Familie nicht erwartet: die bürokratischen und politischen Hürden, die sie überwinden muss, um den Ahnen nach über 120 Jahren endlich nach Tansania holen zu dürfen.

DAS LEERE GRAB gibt der globalen Debatte um Rückführungen und Restitutionen eine zutiefst persönliche Perspektive. Hinter den oft abstrakt geführten Diskussionen finden wir ergreifende Geschichten von transgenerationalem Trauma, der Komplexität institutioneller Macht und dem Kampf für eine Zukunft, die befreit ist von der schmerzhaften Vergangenheit.